Äquivalenzprinzip (Vergleich von Einzahlungen)
Das Äquivalenzprinzip ist wichtig, wenn Einzahlungen, die zu verschiedenen Zeitpunkten getätigt werden, verglichen werden müssen.
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Das Äquivalenzprinzip der Finanzmathematik besagt:
'"Zahlungen dürfen nur dann verglichen/addiert/subtrahiert werden, wenn sie zuvor auf denselben Stichtag auf- oder abgezinst wurden." ' |
Musterbeispiel
Für ein Grundstück erhält Elizabeth Reichgut zwei Angebote für ein zum Verkauf stehendes Grundstück:
- Andreas Ohneland (A) bezahlt € 200'000 sofort und € 200'000 nach 3 Jahren.
- Bernhard Grundlos (B) bezahlt € 195'000 nach einem Jahr und € 205'000 nach zwei Jahren.
Frage: Für weches Angebot soll sie sich entscheiden, wenn von einem Zinssatz von $i_{eff}=4$% p.a. ausgangen werden kann?
Antwort: Auf den ersten Blick wirken beide Angebote gleich gut, da beide insgesamt € 400'000 überweisen. Allerdings kommen nicht alle Einzahlungen zum selben Zeitpunkt, weswegen sie auch anders verzinst werden.
Laut dem Äquivalenzprinzip müssen wir die Einzahlungen zuerst auf denselben Stichtag auf- oder abzinsen, um sie zu vergleichen. Hier gibt es zwei sinnvolle Möglichkeiten:
- Abzinsen auf den Beginn (Berechnung des Barwertes $B$)
- Aufzinsen auf das 3. Jahr (Berechnung des Endwertes $E$)
Der Aufzinungsfaktor r beträgt $r=1.04$ (da $i_{eff}=4$ und $r=1+\frac{i_{eff}}{100}$ )
Zur Verdeutlichung wird bei diesem Beispiel sowohl der Barwert, als auch der Endwert berechnet. Selbstverständlich würde es reichen, wenn nur eines von beiden berechnet wird:
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In beiden Fällen (sowohl beim Barwert, als auch beim Endwert) ist das Angebot A besser! |
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Beim Äquivalenzprinzip ist es egal, ob du den Barwert oder den Endwert berechnest oder gar auf einen anderen Stichtag verzinst. Das bessere Angebot wird jedesmal besser sein, zu jedem Zeitpunkt! |
Maturabeispiele
1. Für ein Grundstück werden zwei Angebote vorgelegt:
A: 50‘000 sofort, 30‘000 nach 7 Jahren.
B: 40‘000 nach 3 Jahren und 45‘000 nach 6 Jahren.
a) Berechne, welches Angebot bei einer Verzinsung von 2% p.a. besser ist.
Lösung durch Berechnung des Endwertes $E_7$:
$r=1+\frac{2}{100}=1.02$
A: $50000\cdot r^7 + 30000=87‘434.28$
B: $40000\cdot r^4+45000\cdot r= 89‘197.28$
Antwort: Angebot B ist bei einer Verzinsung von 2% somit besser.
b) Berechne, welches Angebot bei einer Verzinsung von 4% p.a. besser ist.
Lösung durch Berechnung des Endwertes $E_7$:
$r=1+\frac{4}{100}=1.04$
A: $50000\cdot r^7 + 30000=95‘796.59$
B: $40000\cdot r^4+45000\cdot r= 93‘594.34$
Antwort: Angebot A ist bei einer Verzinsung von 4% besser.
c) Berechne, bei welchem Zinssatz beide Angebote gleichwertig sind.
Lösung:
Hier muss Berechnet werden, wann ist $$\textrm{Wert von Angebot A}=\textrm{Wert von Angebot B}$$ $$ 50000\cdot r^7 + 30000 = 40000\cdot r^4+45000\cdot r $$
Nun muss r berechnet werden. Diese Gleichung löst man am besten mit dem Solve-Befehl, wo wir annehmen können, dass $r$ zwischen 1.02 und 1.04 liegt (siehe Lösungen a) und b) ).
Man erhält: $r=1.0294$ und somit ist $i=2.94$%.
Antwort: Bei einem Zinssatz von 2.94% sind beide Angebote gleichwertig.
Matura-Aufgaben
- Siehe auch: Regression und Lineare Optimierung
- Siehe auch: Trigonometrie sowie Kurvendiskussionen und Formeln
- Siehe auch: Binomialverteilung und Normalverteilung
- Siehe auch: Lineare Optimierung sowie Beschreibende Statistik und Normalverteilung