Wahrscheinlichkeit: Grundlagen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 11. April 2020, 15:46 Uhr

Bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung beschäftigen wir uns mit Zufallsexperimenten wie zum Beispiel

  • dem Wurf einer Münze oder eines Würfels
  • dem blinden Ziehen einer Kugel aus einer Urne
  • ...

und wollen dabei bestimmen, wie wir die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines bestimmten Ereignisses abschätzen bzw. berechnen können.

Einstieg

Frage zum Einstieg: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, beim Würfeln mit einem Würfel eine $3$ zu würfeln (vorausgesetzt natürlich, es handelt sich um einen fairen (nicht manipulierten) sechsseitigen Würfel)?


Antwort: Wahrscheinlichkeit für einen 3er$=\frac{1}{6}\approx 0.167 = 16.7 \%$.

Abgekürzt schreibt man auch $$P(3er)=\frac{1}{6}$$ wobei $P(3er)$ für „Wahrscheinlichkeit (engl. probability) für einen $3$er“ steht.

Wie kommt man übrigens auf $\frac{1}{6}$? Ganz einfach: Insgesamt gibt es $6$ mögliche Versuchsausgänge ($1$er, $2$er, $3$er, $4$er, $5$er, $6$er) und nur bei einem davon kommt eine $3$. Also: Bei $1$ von $6$ $=\frac{1}{6}$ aller Ausgänge kommt ein $3$er.

Begriffe

  • Die Menge aller möglichen Versuchsausgänge nennt man $Ereignismenge\ \Omega$.
Im obigen Beispiel war $\Omega=\{ 1er, 2er, 3er, 4er, 5er, 6er\}$
  • Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des Ereignisses $E$ wird mit $P(E)$ abgekürzt.
Im obigen Beispiel war $E=$ „ein 3er wird gewürfelt“.



Grundregeln und die Laplace'sche Wahrscheinlichkeit

Machen wir noch ein paar Beispiele. Wieder geht es um das einmalige Würfeln eines $6$-seitigen Würfels:


Bsp.png

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für eine $6$?

$\underbrace{P(6er)}_{\textrm{Wahrscheinlichkeit für einen $6$er} }=\frac{1}{6}$

Grund: Es gibt wieder $6$ mögliche Ausgänge und nur einer davon (ein $6$er) ist günstig.


Bsp.png

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit einen $5$er ODER einen $6$er zu würfeln?

$\underbrace{P(5er\lor 6er)}_{\textrm{Wahrscheinlichkeit für einen $5$er oder $6$er} }=\frac{2}{6}$

Grund: Es gibt wieder $6$ mögliche Ausgänge und nur zwei davon (ein $5$er oder $6$er) sind günstig.



Bsp.png

In einer Box sind $100$ Lose. Nur $7$ davon sind Gewinne. Du ziehst blind eines der Lose. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das gezogene Los ein Gewinn ist?

Wie bei den oberen Beispielen überlegen wir uns wieder, wie viele mögliche Ausgänge es gibt (= $100$) und wie viele davon für uns günstig sind (= $7$). Damit gilt:

$$P(Gewinn)=\frac{7}{100}$$


Damit können wir nun eine allgemeine Regel ableiten:


Definition
Grün rufezeichen.png
Regel von Laplace

Bei einem Zufallsversuch, bei dem

a) jedes Einzelereignis die gleiche Chance des Eintretens hat und
b) es nur endlich viele verschiedene Einzelereignisse gibt,

gilt für die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses $E$: $$P(E)=\frac{\textrm{Anzahl der für $E$ günstigen Ausgänge} }{\textrm{ Anzahl der möglichen Ausgänge} }=\frac{ \textrm{günstige} }{\textrm{mögliche} }$$


? Auf dieser Seite findest du weitere Übungen.

Gegenwahrscheinlichkeit sowie sichere und unmögliche Ereignisse

Zu allererst zwei Überlegungen:

Merke
Rotes rufezeichen.png
Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendetwas sicher passiert, ist $100 \%=1$ (z. B.: Die Wahrscheinlichkeit, dass man beim Münzwurf „Kopf“ oder „Zahl“ wirft, ist $100 \%$).

$$P(\Omega)=1$$ wobei $\Omega$ die Menge der möglichen Ereignisse ist.


Die Wahrscheinlichkeit für ein unmögliches Ereignis ist $0$ (z. B.: Die Wahrscheinlichkeit beim Münzwurf eine $6$ zu würfeln ist $0 \%$.) $$P(unmögliches\ Ereignis)=0$$


Nun zu folgendem Beispiel:

Bsp.png

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, keine $6$ beim Wurf mit einem Würfel zu würfeln?

Hier gibt es zwei Lösungsmöglichkeiten:
  1. Variante: $$P(kein\ 6er)=P(1er, 2er, 3er, 4er, 5er)=\frac{günstige}{mögliche}=\frac{5}{6}$$
    Das Problem ist, dass wir uns hier überlegen müssen, welche Ereignisse alle infrage kommen. Dies kann mitunter aufwändig werden. Einfacher geht es mit der
  2. Variante:

$$P(kein\ 6er)=P(irgendetwas\ passiert)-P(6er)=1-P(6er)=1-\frac{1}{6}=\frac{5}{6}$$ Hier haben wir die gesuchte Wahrscheinlichkeit ($P(kein\ 6er)$) mithilfe der Gegenwahrscheinlichkeit ($P(6er)$) berechnet.


Merke
Rotes rufezeichen.png
Satz über die Gegenwahrscheinlichkeit

Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses $\bar{E}$ („nicht $E$“) beträgt: $$P(\bar{E})=1-P(E)$$


Bsp.png

In einer Urne mit $20$ Kugeln sind $5$ blau, $3$ rot, $7$ gelb und $5$ grün. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit keine blaue Kugel zu ziehen?

$$P(nicht\ blau)=1-P(blau)=1-\frac{5}{20}=\frac{15}{20}=\frac{3}{4}=75\%$$



Additions- und Multiplikationsregel sowie das Geburtstagsparadoxon

Additionsregel („ODER“-Regel)

Zuerst eine kleine Definition:

Definition
Grün rufezeichen.png
2 Ereignisse $E$ und $F$ sind „unvereinbar“, wenn nicht beide zur selben Zeit auftreten können. Anders formuliert:

$$P(E\cap F)=0$$ „Die Wahrscheinlichkeit, dass $E$ und ($=\cap$) $F$ zusammen eintreten, ist $0$.“


Beispiel: Das Ereignis $E=$ „ich würfle eine $6$“ und das Ereignis $F=$ „ich würfle eine $1$“ sind beim Wurf mit einem Würfel unvereinbar.


Beispiel mit nicht unvereinbaren Ereignissen: $E=$ „ich würfle eine $6$“ und $F= $ „ich würfle eine gerade Zahl“. Hier kann nämlich gleichzeitig $E$ und $F$ eintreten (nämlich, wenn ein $6$er gewürfelt wird).

Nun zur

Merke
Rotes rufezeichen.png
Additionsregel („Oder“-Regel)

Sind zwei Ereignisse $E$ und $F$ unvereinbar, dann gilt: $$P(E\cup F)=P(E)+P(F)$$ („Die Wahrscheinlichkeit $E$ oder ($=\cup$) $F$ zu erhalten ist $P(E)$ plus $P(F)$“)


Bsp.png

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, beim Würfeln eine $6$ oder eine $3$ zu würfeln?

Das Ereignis $E=$ „$6er\ würfeln$“ und $F=$ „$3er\ würfeln$“ sind unvereinbar. Somit können wir unsere Additionsregel anwenden:

$$P(6er\cup 3er)=P(6er)+P(3er)=\frac{1}{6}+\frac{1}{6}=\frac{2}{6}$$


Wichtiger Hinweis

Die Eigenschaft, dass die Ereignisse unvereinbar sein müssen, ist wichtig. Nehmen wir z. B. zwei Ereignisse, die nicht unvereinbar sind:
  • $E=$ „man würfelt eine $2$“ und
  • $F=$ „man würfelt eine gerade Zahl“ (d. h. $2, 4$ oder $6$)

$E$ und $F$ sind nicht unvereinbar, denn $P(E\cap F)=P(2er\ und \ gerade)=P(2er)=\frac{1}{6}$.

Dann gilt selbstverständlich $P(E)=\frac{1}{6}$ und $P(F)=\frac{3}{6}$ aber für die Wahrscheinlichkeit, eine $2$ ODER eine gerade Zahl zu würfeln gilt: $$\underbrace{P(E\cup F)}_{\frac{3}{6}}\ne \underbrace{P(E)+P(F)}_{\frac{1}{6}+\frac{3}{6}}$$ Da die Wahrscheinlichkeit, eine gerade Zahl zu würfeln nur $\frac{3}{6}$ ist.




Multiplikationsregel („UND“-Regel)

Zuerst wieder eine kleine Definition:

Definition
Grün rufezeichen.png
$2$ Ereignisse $E$ und $F$ sind „unabhängig voneinander“, wenn das erste Ereignis keinen Einfluss auf das zweite hat.

Z. B.: Ich werfe zweimal mit einem Würfel. Das Ergebnis des ersten Wurfs ($=E$) hat in der Regel nichts mit dem Ergebnis des zweiten Wurfs ($=F$) gemeinsam.


Und nun zur

Merke
Rotes rufezeichen.png
Multiplikationsregel (UND-Regel):

Sind zwei Ereignisse $E$ und $F$ unabhängig voneinander, dann gilt für die Wahrscheinlichkeit, dass beide zusammen auftreten: $$P(E\cap F)=P(E)\cdot P(F)$$ Die Wahrscheinlichkeit, dass $E$ und ($=\cap$) $F$ zusammen auftreten ist $P(E)$ mal $P(F)$.


Bsp.png

Es wird zweimal hintereinander mit einem Würfel geworfen. Berechne die Wahrscheinlichkeit, dass zuerst eine $6$ und anschließend eine $3$ gewürfelt wird.

Beide Ereignisse ($E= $ „zuerst eine $6$“ und $F= $ „dann eine $3$“) sind unabhängig. Somit gilt nach der Multiplikationsregel:

$$P(6er \cap 3er)=P(6er)\cdot P(3er)=\frac{1}{6}\cdot \frac{1}{6}=\frac{1}{36}$$



Das Geburtstagsparadoxon: Anwendung der Gegenwahrscheinlichkeit und der Multiplikationsregel



Was ist überhaupt Wahrscheinlichkeit - Wahrscheinlichkeit als Grenzwert der relativen Häufigkeit

Eine Wahrscheinlichkeit ist eigentlich Maß für eine Erwartung. Beim Würfeln gibt $$P(3er)=\frac{1}{6}$$ an, dass ungefähr in einem von $6$ Würfen ein $3$er erscheint. Eigentlich meint man aber eher folgendes: „Wenn ich oft genug würfle, dann wird ungefähr in einem Sechstel aller Fälle ein 3er erscheinen“. D. h. Die Wahrscheinlichkeit gibt den Grenzwert der relativen Häufigkeit an.

In der Mathematik drückt man den Grad der Erwartung durch eine reelle Zahl aus dem Intervall $[0;1]$ aus und bezeichnet die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses $E$ mit $P(E)$ (= Propability/Probabilität von $E$).
Hier noch ein Beispiel zu Gesetz der großen Zahlen - Excel Liste, in der die relative Häufigkeit sich der tatsächlichen Wahrscheinlichkeit nähert.



Interaktives Quiz zur Wahrscheinlichkeitsrechnung (WS 2.1-2.4)