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21. Dezember 2009

Die "andere Seite" kennenlernen

Kategorie: VOBSNews
Von: ev

Schülerinnen und Schüler als Flüchtlinge

Wie ist es, ein Flüchtling zu sein? Dieser Frage können Jugendliche ab 13 Jahren in einem interaktiven Spiel des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) nachgehen. Unter Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.lastexitflucht.org dreht sich alles darum, was es bedeutet, seine Heimat verlassen und in einem fremden Land ganz von vorn anfangen zu müssen.

Zusätzlich bietet Last Exit Flucht Hintergrundinformationen zum Thema Flüchtlinge und Menschenrechte sowie einen Lehrerleitfaden mit zahlreichen Vorschlägen für den Einsatz im Unterricht. Die Kombination von spielerischer Erfahrung und detaillierter Information soll ein Bewusstsein für die Schutzbedürftigkeit von Flüchtlingen und die Notwendigkeit von Lösungen für deren Probleme schaffen.

Das Spiel besteht aus drei Teilen: In "Krieg oder Konflikt" muss sich der Spieler einem Polizeiverhör stellen. Regimekritische Antworten werden von den Ordnungskräften mit Gewalt geahndet. Der Spieler hat nur eine einzige Möglichkeit, der Haft zu entgehen: die Flucht. In rund einer Minute muss er entscheiden, was er für die ungewisse Zukunft in einem ganz neuen Land braucht. Auch auf dem Weg zur Staatsgrenze stehen schwierige Entscheidungen an: Welches Transportmittel ist das sicherste? Soll ich mich einem Schlepper anvertrauen?Ist die Grenze endlich überschritten, sind damit noch längst nicht alle Hürden überwunden: Man muss zuerst den Dolmetscher finden, um sich überhaupt verständlich machen zu können. Auch der erste Schultag in einer neuen Klasse ist nicht leicht, wenn Kultur und Sprache völlig fremd sind.

Der wichtigste Teil dieser Spiel-Ebene: Das Quiz "Flüchtling oder Einwanderer?". Für sieben verschiedene Personen muss der Spieler jetzt diese Frage beantworten. Die wesentliche Unterscheidung zwischen Flüchtlingen, die keine Wahl haben und nur unter großer Gefahr in ihre Heimat zurückkehren könnten, und Einwanderern, die ohne Risiko ihre Verwandten daheim besuchen können, fällt in der öffentlichen Debatte häufig unter den Tisch.

Am Beginn des dritten Teils hat der Spieler einen wichtigen Schritt geschafft: Sein Asylantrag wurde genehmigt, er ist damit ein anerkannter Flüchtling. Doch jetzt muss er sein Leben neu organisieren. Die konkreten Aufgaben: einen Sommerjob finden, ein Handy kaufen, die neuen Nachbarn kennen lernen. Bei alldem ist man ständig mit Vorurteilen konfrontiert: "Der nimmt uns die Arbeit weg!", "Der stiehlt sicher, sobald man ihm den Rücken zudreht". Sätze, die leider nicht nur in der virtuellen Welt fallen.

Als Ergänzung informiert das Fakten-Web über Flüchtlingsfragen und Menschenrechte. Jedem Kapitel des Spiels steht ein eigener Infoteil gegenüber. In Texten und Videosequenzen kommen Flüchtlinge selbst zu Wort und es wird ein Einblick in die Situation in verschiedenen Ländern gegeben. Unter anderem können sich die Spieler über eine Reise von UNHCR-Sonderbotschafterin Angelina Jolie zu sudanesischen Flüchtlingen im Tschad informieren.Der Lehrerleitfaden zu Last Exit Flucht enthält Vorschläge für Rollenspiele und Gruppendiskussionen zu den jeweiligen Spielabschnitten. Zusätzlich liefert er weitere Hintergrundinformationen und viele Anregungen für die Jugendlichen zum selbstständigen Weiterforschen.